Ausflüge des Musikverein Dingelsdorf

 

 

Gerd Danzeisen und seine Mutter waren 1950 von Eichstetten nach Dingelsdorf gezogen. Da sie in ihrer Verwandtschaft am Kaiserstuhl ebenfalls Musiker hatten, fand zwei Jahre später ein Ausflug des Musikvereins nach Eichstetten statt, bei dem auch  ein Doppelkonzert mit dem Musikverein Eichstetten veranstaltet wurde. Die Dingelsdorfer Musiker waren jeweils privat bei ihren Kollegen untergebracht. In der weiteren Vereinsgeschichte wurden einige Ausflüge nach Eichstetten unternommen und es folgten zahlreiche Gegenbesuche – die freundschaftliche Verbindung die zwischen den beiden Musikvereinen geknüpft wurde, besteht bis heute. 

 

 

 

Anfang der 1970er Jahre organisierte Philipp Fach einen Schiffsausflug nach Bregenz. Eingeladen wurde die gesamte Dingelsdorfer Bevölkerung, wobei allerdings von den Nichtmusikern ein Unkostenbeitrag verlangt wurde, um die für die Schifffahrt anfallenden Mietkosten zu decken. Auf die Dingelsdorfer wartete in Bregenz dann eine Stadtführung.  Allerdings wurde die Anzahl der Teilnehmer immer kleiner, an je mehr Wirtshäusern der Rundgang durch die Stadt vorbeiführte. Zur abendlichen Rückfahrt fanden sich jedoch alle Dorfbewohner wieder am Anleger ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

Beginnend 1972/73 wurden jährlich, meistens im Wonnemonat Mai, etwa zehn Jahre lang Radausflüge unternommen. Dabei  fuhren die Musiker mit den Fahrrädern, die maximal drei Gänge hatten, beispielsweise zur Marienschlucht, nach Kaltbrunn, Hegne, Liggeringen, Markelfingen und nach Güttingen. Auf dem Hinweg wurde jeweils eine Vesperpause eingelegt. Frauen, Kinder und die Instrumente der Musiker kamen in der Regel mit dem Auto zum Zielort. Dann wurde musiziert und gemeinsam zu Mittag gegessen. Auch schlechtes Wetter konnte dem Vergnügen übrigens keinen Abbruch tun: Wenn es zu regnen begann, wurden einfach aus Plastikfolie Umhänge herausgeschnitten und das Feiern und Musizieren konnten weiter gehen.

 

Unter der Leitung des damaligen Konstanzer Feuerwehr-kommandanten Rudolf Santo war 1973 die Feuerwehrkapelle der Stadt Konstanz gegründet worden, deren Mitglieder gleichzeitig in einem Musikverein und in der Feuerwehr aktiv waren. Dieser Unterabschnittskapelle gehörten hauptsächlich Dingelsdorfer Musiker an, aber auch zwei Musiker aus Dettingen und ein Musiker aus Allmannsdorf. Jeder von ihnen erhielt eine Feuerwehruniform.

 

 

 

Zwei Mal reiste die Feuerwehrkapelle nach Fontainebleau, seit 1960 die französische Partnerstadt von Konstanz.

 

Drei Tage dauerte die erste Fahrt, bei der sich die Konstanzer Musiker exakt dreihundert Meter vor Fontainbleau sammelten, um dann  musizierend in die Stadt zu marschieren. Mit dabei waren alte Spritzen, welche die Feuerwehr eigens für den Anlass restauriert hatte. Von Hand nach Fontainebleau gezogen, wurden sie dort als Gastgeschenke überreicht. 

 

 

 

Zum Festempfang, der im Anschluss stattfand, waren rund einhundert Gäste geladen, die aufmerksam dem Konzert der Konstanzer Musiker lauschten. Eigentlich sollte daraufhin  Konzertmusik gespielt werden. Da diese dem Publikum aber nicht gefiel, wurden die Musiker vom Bodensee vom Feuerwehr-kommandanten erneut auf die Bühne gebeten, um  weiterzu-spielen. Neben dem Applaus des Publikums zeigte sich die herzliche Aufnahme der Konstanzer auch darin, dass alle Musiker letztlich eine ganze Weinflasche vor sich stehen hatten – und dies obwohl nach der ursprünglichen Vereinbarung jeder Musiker zunächst nur ein und nach 22 Uhr ein weiteres Glas Wein erhalten sollte.

 

 

 

Untergebracht waren die Konstanzer bei ihrem Ausflug nach Fontainebleau in einem Schloss, das auch schon von Kaiser Napoleon I. bewohnt worden war. Allerdings mussten sich mehrere Musiker ein Zimmer teilen, da in einem der Räume  Wasser stand. Wegen der nächtlichen Kälte in dem alten Gemäuer wurde beschlossen, in jenem Zimmer das mit Kamin ausgestattet war, ein Feuer zu machen. Dies bemerkte ziemlich  rasch der Feuerwehrkommandant, der ins Zimmer stürmte und  sofort befahl, das Feuer zu löschen. Zunächst aber wollte er untersuchen, ob der benutzte Kamin überhaupt über einen Abzug verfügte.

 

 

 

In der darauf folgenden Nacht waren die Musiker nach Paris eingeladen, wo sie ein neben dem Moulin Rouge gelegenes Nachtlokal besuchten. Zu Beginn des dort gegebenen Konzertes hatten die anwesenden Frauen lange Kleider an, was sich  jedoch nach reichlich genossenem Alkohol und gegen Ende der musikalischen Darbietung änderte.

 

 

 

Während des zweiten Aufenthalts in Fontainebleau war die Unterabschnittskapelle in einem Sportheim untergebracht. Die Konstanzer Musiker bildeten den Höhepunkt des Umzugs, an dem sie teilnahmen und liefen an dessen Ende. Vor ihnen befanden sich einige Feuerwehrautos, die plötzlich abbogen als der Umzug die Innenstadt erreichte. Da die Musiker nicht wussten, dass die Feuerwehrautos dort nicht fahren durften, folgten sie den Feuerwehrautos, die zur grossen Überraschung plötzlich Gas gegeben hatten, und bogen ebenfalls ab. Nach einigen hundert Metern bemerkten sie, dass plötzlich keine jubelnden Leute mehr am Straßenrand standen.

 

 

 

Am Abend dann tauschte einer der Konstanzer Musiker spaßeshalber die Hosen zweier Kollegen aus. Einer von ihnen erschien am nächsten Morgen zum Frühstück mit einer Hose, die ihm gerade mal bis zum Knie reichte, dafür aber dessen Strümpfe zum Vorschein brachte. Der andere Unglücksrabe hatte seine Jacke zunächst zugeknöpft und als er sie öffnete war seine Hose knapp in Brusthöhe zu sehen. Der – nicht immer von allen verstandene – Humor der Musiker der Feuerwehrkapelle zeigte sich auch bei einem im Hochsommer absolvierten Auftritt. In ihrer kompletten Uniform liefen die Musiker bei erheblicher Hitze zum Auftrittsort, vor ihnen gingen drei Frauen.

 

Auf dem Weg entdeckten die Musiker ein Sterilisierglas-Gummi und schnell wurden die Männer sich einig heraus finden zu müssen, welche der Frauen ihren Strumpf verlieren würde. Als genau dies passierte, rief ein Musiker zur Freude seiner Kameraden: „Hallo, einer von euch ist das Zwetschgenglas aufgegangen“. Indes, die angesprochenen Frauen hüllten sich in Schweigen.

 

 

 

1979 unternahm der Musikverein Dingelsdorf gemeinsam mit dem Trachtenverein Edelweiß Konstanz einen Ausflug zum traditionsreichen Winzerfest in Lugano. Morgens fand eine Schifffahrt auf dem Luganer See statt, mittags war die Teilnahme des Musikvereins an einem Umzug geplant.

 

Als der Busfahrer die Musiker am Umzugsort absetzte, verlor einer der Musiker den damals sehr modernen, etwa vier bis fünf cm hohen Absatz seines Schuhs. Zwar konnte er den Busfahrer überreden, mit ihm die Schuhe zu tauschen, aber Freude kam dennoch nicht auf, hatte doch der Busfahrer wesentlich kleinere Füße als der Bassist des Musikvereins. Beim Umzug selbst konnten die Besucher nicht nur der Marschmusik lauschen, sondern auch die vielen mit Blumen, vorzugsweise mit wunderschönen Nelken geschmückten Umzugswagen bestaunen.

 

 

 

Am Abend suchten die jüngeren Musiker einen Nachtclub auf. Einer der Musiker überlegte etwas länger, ob ihm der Besuch  des Clubs das doch ordentlich hohe Eintrittsgeld wert sei. Just in dem Moment allerdings, in dem er endlich seinen Obulus entrichtet hatte, waren seine Kameraden vom Inhaber des Nachtclubs persönlich vor die Tür befördert worden: Mit Besuchern, die nach eingehendem Studium der Getränkekarte einen Whiskeysoda ohne Whiskey bestellen, so der Chef des Etablissements, ließe sich nicht gut Geld verdienen.

 

 

 

Danach kehrten die Musiker in ihr Hotel zurück, das direkt neben einer Metallbrücke lag. Sobald ein Zug auf dieser Metallbrücke fuhr entstand ein ohrenbetäubender Lärm, der an einen ruhigen Schlaf nicht denken ließ. Allerdings richtete sich der Ärger des  Hotelwirtes ausschließlich und allein gegen die lustig-lärmenden Musiker. Dies nicht nur weil einer der Musiker seinen Kollegen lautstark die Beichte abnahm, sondern weil man auch noch  beschlossen hatte, von einem Striplokal Getränke ins Hotel zu ordern. Nachdem sich der Wirt am Telefon hierauf nicht einlassen wollte und die munteren Anrufer mit der Auskunft beschied,  dass es nichts mehr zu trinken gäbe, telefonierten die Dingelsdorfer in regelmäßigen Abständen direkt mit dem Striplokal. Der Spaß dauerte so lange an, bis der Wirt des Striplokals im Hotel auftauchte und das Telefon, von dem aus die Anrufe erfolgt waren, mit sich nahm, um weitere Bestellanrufe im Keim zu ersticken.

 

 

 

1987 kamen die Musiker nach einer nicht ganz unproblematischen Anfahrt - der Busfahrer hatte sich verfahren und so befand man sich plötzlich im Manövergebiet „Kecker Spatz“ - in Geisenried im Bayrischen Wald an.

 

Am Abend begaben sich die jüngeren Musiker mit dem Busfahrer in die Diskothek vor Ort und zum Teil Zigarette rauchend auf die Tanzfläche. Als der DJ informierte, dass auf der Tanzfläche Rauchverbot herrsche und daraufhin alle Musiker diese  verließen, herrschte dort plötzlich gähnende Leere.

 


Dies galt auch für die Getränkevorräte der Gastwirtschaft, in der sich die älteren Musiker aufgehalten hatten. Am frühen Sonntagmorgen mussten sowohl der Bier- als auch der Weinhändler eigens für außertourige Getränkelieferungen angerufen werden, damit der sonntägliche Stammtisch stattfinden konnte.

 

Dieser Besuch der Dingelsdorfer im Bayrischen Wald blieb nicht ohne Folgen: Sechs Wochen später erhielt der Vorstand des Musikvereins den Anruf des Busunternehmers der mitteilte, der Konkurrenzwirt in Geisenried habe darum gebeten, auch ihn zu besuchen mit solch einer Gesellschaft, da er gerne einmal wieder „seinen Keller streichen“ wolle.

 

Vor der Rückfahrt am Sonntag wurde seitens der rechtschaffen müden Musiker – sie hatten in der Nacht teilweise noch auf den Betten getanzt und über den Dachfirst die Zimmer gewechselt - die örtliche Metzgerei „geplündert“, die extra für den Musikverein öffnete und jede Menge Speck und Wurst verkaufen konnte.

 

 

 

Zudem war der Musikverein bis jetzt dreimal in Wald am Arlberg, wobei der Besuch im Jahre 1991 im Rahmen eines Jugendlagers erfolgte. Dabei traten die Musiker als Überraschungsgäste beim Polterabend des dortigen Vorstandes auf und begleiteten einen Gottesdienst, den der Pfarrer wegen der modernen Stücke, welche die Dingelsdorfer spielten, als außergewöhnlich bezeichnete.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1998 war der Musikverein zum Musikfest in Wald am Arlberg eingeladen, wo direkt nach der Ankunft am Sonntagmorgen zunächst erneut ein Gottesdienst begleitet, dann die Teilnahme am Festumzug durch den Ort vonstatten ging und anschliessend im Festzelt gefeiert wurde. Bei einer ausgezeichnetern Stimmung dort bezog der Sprecher den  Musikverein in seine Ansagen mit ein und mit einem Festführer,  der Essen und Trinken bezahlte sowie einer hübschen Festdame obendrein fühlten sich die Musiker vom Bodensee recht wohl.

 

Kein Wunder also, wollten die Musiker sich dem Drängen des Busfahrers zum Aufbruch nicht fügen: Sie stiegen an der vorderen Bustür ein, an der hinteren wieder aus und verschwanden einer nach dem anderen wieder im Festzelt.

 

 

 

Der bislang letzte Aufenthalt erfolgte 2004 im Rahmen eines Musikfestes zum 50-jährigen Jubiläum des Musikvereins Wald am Arlberg. Diesmal war der Musikverein Dingelsdorf ein ganzes Wochenende in Wald am Arlberg und traf dort unter anderem den Musikverein Mimmenhausen, zu dem heute noch Kontakt gepflegt wird.

 

Die Musiker waren in privaten Unterkünften untergebracht, die  zum Teil relativ weit entfernt voneinander lagen. Dies war insofern problematisch, als der Musikverein seinen Busfahrer über das Wochenende nach Hause geschickt hatte. Allerdings nahmen die Mimmenhausener die Dingelsdorfer Musiker mehrmals in ihrem Bus mit. Am Freitagabend verließen zwei Musiker, die sich ein Zimmer teilten, zu unterschiedlichen Zeitpunkten das Fest. Der Musiker, der zuerst in der Unterkunft angekommen war, schlief bereits tief und fest, als sein Kollege einige Zeit später zurückkam. Er hörte deshalb dessen Klopfen nicht und guter Rat war teuer für den nächtlichen Spätheimkehrer. Dieser beschloss, sein Glück bei der Unterkunft seiner Schwester zu versuchen und stellte erleichtert fest, dass  das Zimmerfenster offen stand.

 

Er bat zwei vorbeikommende Mimmenhausener, ihm mit einer Räuberleiter das Erreichen des Fensters zu ermöglichen. Die beiden Kollegen sahen einander an, stellten keine unnötigen Fragen, sondern verschränkten die Hände und beförderten ihren Dingelsdorfer Kollegen hurtig nach oben. Dort angekommen beschied ihm eine verschlafene weibliche Stimme im Schein der Taschenlampe, das Zimmer der Schwester befände sich eine Tür weiter. Endlich angekommen, erhielt der Musiker dort die Erlaubnis im Gräble zu schlafen.

 

 

 

2003 fuhren die Musiker in die Pfalz, wo abends eine ausgelassene Stimmung herrschte. Viele Musiker versammelten sich zum Beispiel in einem Zimmer, das nur betreten wurde durfte, wenn als Erkennungszeichen ein Pflaster auf der Backe getragen wurde.  Gemeinsam wurde schließlich getanzt und aus einer Plastikwasserflasche eine Shisha gebaut. Leider fiel das Kunstwerk im Laufe des Abends um und hinterliess im Teppich ein größeres Brandloch.

 

 

 

2007 planten erstmals die jüngeren Musiker einen Ausflug, der nach Kufstein führte. Dort angekommen wurden am Freitagabend zunächst das Hotel, dann das Lokal, in dem das Kufsteinlied komponiert worden war und schließlich eine Diskothek aufgesucht. Der DJ hatte einige Kappen gesammelt, unter anderem eine Hühner- und eine Schweinskappe, welche  die Musiker ziemlich faszinierten. Sie baten im Laufe des Abends den DJ öfter darum, ihnen diese kurzzeitig auszuleihen. Als die Musiker die Disko verließen, trug einer der Musiker die Hühnerkappe immer noch auf dem Kopf.

 

Auf den Zimmern wurde nach dem Disbobesuch in Urinbechern Schnaps serviert, den ein Musiker von zu Hause mitgebracht hatte. Schließlich schlief - von den Anstrengungen erschöpft - einer der Musiker auf einem Stuhl sitzend ein, was seine Kollegen nicht davon ab hielt, ihn in die weitere Abendgestaltung mit einzubeziehen. Auf seinem Oberkörper wurde schließlich mittels eines Kajalstifts „Drei Gewinnt“ gespielt. Als er am nächsten Morgen zum Frühstück erschien, waren der Spielplan nebst Kreuzen und Punkten immer noch erkennbar.

 

 

 

Ein anderer Musiker wiederum hatte in sämtlichen Lokalen um einen Stempel für seinen alten Reisepass gebeten. Als er auf dem Rückweg zur Unterkunft diese nicht mehr finden konnte, bat er die Gendarmerie um Hilfe, wobei er sich durch seinen alten, abgelaufenen Reisepass auswies.

 

Am nächsten Abend sollte ein Alleinunterhalter für die Stimmung der Gäste in der Unterkunft sorgen. Da dies so gar nicht gelingen wollte, griffen die Dingelsdorfer Musiker ein, veranstalteten eine Polonaise und sangen lauthals die vorgetragenen Lieder wie zum Beispiel „Land Tirol“ mit  - ruckzuck sprang dadurch der Funke aud die anwesenden Gäste über.

 

 

 

2009 reiste der Musikverein nach Südtirol. Bei der Besichtigung einer Schnapsbrennerei stellte einer der Musiker fest, dass die „Königin der Schnäpse“ doch noch immer der Williams sei. Als logische Konsequenz nahm er dann jeden Morgen zum Frühstück eine „Königin der Schnäpse“ zu sich.

 

Auch an diesem Ausflug wurde der engagierte Alleinunterhalter Franz von Assisi tatkräftig durch die Musiker unterstützt, die lautstark mitsangen, eine Polonaise veranstalteten, eine Pfannenkönigin krönten und sehr zum Verdruss der Wirtin eine sechs Jahre alte Kerze entzündeten, die - wie die Musiker kurz darauf erfuhren – ausschließlich zu Dekorationszwecken dienen sollte.

 

 

 

 

 

Gerd Danzeisen und seine Mutter waren 1950 von Eichstetten nach Dingelsdorf gezogen. Da sie in ihrer Verwandtschaft am Kaiserstuhl ebenfalls Musiker hatten, fand zwei Jahre später ein Ausflug des Musikvereins nach Eichstetten statt, bei dem auch  ein Doppelkonzert mit dem Musikverein Eichstetten veranstaltet wurde. Die Dingelsdorfer Musiker waren jeweils privat bei ihren Kollegen untergebracht. In der weiteren Vereinsgeschichte wurden einige Ausflüge nach Eichstetten unternommen und es folgten zahlreiche Gegenbesuche – die freundschaftliche Verbindung die zwischen den beiden Musikvereinen geknüpft wurde, besteht bis heute. 

 

 

 

Anfang der 1970er Jahre organisierte Philipp Fach einen Schiffsausflug nach Bregenz. Eingeladen wurde die gesamte Dingelsdorfer Bevölkerung, wobei allerdings von den Nichtmusikern ein Unkostenbeitrag verlangt wurde, um die für die Schifffahrt anfallenden Mietkosten zu decken. Auf die Dingelsdorfer wartete in Bregenz dann eine Stadtführung.  Allerdings wurde die Anzahl der Teilnehmer immer kleiner, an je mehr Wirtshäusern der Rundgang durch die Stadt vorbeiführte. Zur abendlichen Rückfahrt fanden sich jedoch alle Dorfbewohner wieder am Anleger ein.

 

 

 

 

 

 

 

 

Beginnend 1972/73 wurden jährlich, meistens im Wonnemonat Mai, etwa zehn Jahre lang Radausflüge unternommen. Dabei  fuhren die Musiker mit den Fahrrädern, die maximal drei Gänge hatten, beispielsweise zur Marienschlucht, nach Kaltbrunn, Hegne, Liggeringen, Markelfingen und nach Güttingen. Auf dem Hinweg wurde jeweils eine Vesperpause eingelegt. Frauen, Kinder und die Instrumente der Musiker kamen in der Regel mit dem Auto zum Zielort. Dann wurde musiziert und gemeinsam zu Mittag gegessen. Auch schlechtes Wetter konnte dem Vergnügen übrigens keinen Abbruch tun: Wenn es zu regnen begann, wurden einfach aus Plastikfolie Umhänge herausgeschnitten und das Feiern und Musizieren konnten weiter gehen.

 

Unter der Leitung des damaligen Konstanzer Feuerwehr-kommandanten Rudolf Santo war 1973 die Feuerwehrkapelle der Stadt Konstanz gegründet worden, deren Mitglieder gleichzeitig in einem Musikverein und in der Feuerwehr aktiv waren. Dieser Unterabschnittskapelle gehörten hauptsächlich Dingelsdorfer Musiker an, aber auch zwei Musiker aus Dettingen und ein Musiker aus Allmannsdorf. Jeder von ihnen erhielt eine Feuerwehruniform.

 

 

 

Zwei Mal reiste die Feuerwehrkapelle nach Fontainebleau, seit 1960 die französische Partnerstadt von Konstanz.

 

Drei Tage dauerte die erste Fahrt, bei der sich die Konstanzer Musiker exakt dreihundert Meter vor Fontainbleau sammelten, um dann  musizierend in die Stadt zu marschieren. Mit dabei waren alte Spritzen, welche die Feuerwehr eigens für den Anlass restauriert hatte. Von Hand nach Fontainebleau gezogen, wurden sie dort als Gastgeschenke überreicht. 

 

 

 

Zum Festempfang, der im Anschluss stattfand, waren rund einhundert Gäste geladen, die aufmerksam dem Konzert der Konstanzer Musiker lauschten. Eigentlich sollte daraufhin  Konzertmusik gespielt werden. Da diese dem Publikum aber nicht gefiel, wurden die Musiker vom Bodensee vom Feuerwehr-kommandanten erneut auf die Bühne gebeten, um  weiterzu-spielen. Neben dem Applaus des Publikums zeigte sich die herzliche Aufnahme der Konstanzer auch darin, dass alle Musiker letztlich eine ganze Weinflasche vor sich stehen hatten – und dies obwohl nach der ursprünglichen Vereinbarung jeder Musiker zunächst nur ein und nach 22 Uhr ein weiteres Glas Wein erhalten sollte.

 

 

 

Untergebracht waren die Konstanzer bei ihrem Ausflug nach Fontainebleau in einem Schloss, das auch schon von Kaiser Napoleon I. bewohnt worden war. Allerdings mussten sich mehrere Musiker ein Zimmer teilen, da in einem der Räume  Wasser stand. Wegen der nächtlichen Kälte in dem alten Gemäuer wurde beschlossen, in jenem Zimmer das mit Kamin ausgestattet war, ein Feuer zu machen. Dies bemerkte ziemlich  rasch der Feuerwehrkommandant, der ins Zimmer stürmte und  sofort befahl, das Feuer zu löschen. Zunächst aber wollte er untersuchen, ob der benutzte Kamin überhaupt über einen Abzug verfügte.

 

 

 

In der darauf folgenden Nacht waren die Musiker nach Paris eingeladen, wo sie ein neben dem Moulin Rouge gelegenes Nachtlokal besuchten. Zu Beginn des dort gegebenen Konzertes hatten die anwesenden Frauen lange Kleider an, was sich  jedoch nach reichlich genossenem Alkohol und gegen Ende der musikalischen Darbietung änderte.

 

 

 

Während des zweiten Aufenthalts in Fontainebleau war die Unterabschnittskapelle in einem Sportheim untergebracht. Die Konstanzer Musiker bildeten den Höhepunkt des Umzugs, an dem sie teilnahmen und liefen an dessen Ende. Vor ihnen befanden sich einige Feuerwehrautos, die plötzlich abbogen als der Umzug die Innenstadt erreichte. Da die Musiker nicht wussten, dass die Feuerwehrautos dort nicht fahren durften, folgten sie den Feuerwehrautos, die zur grossen Überraschung plötzlich Gas gegeben hatten, und bogen ebenfalls ab. Nach einigen hundert Metern bemerkten sie, dass plötzlich keine jubelnden Leute mehr am Straßenrand standen.

 

 

 

Am Abend dann tauschte einer der Konstanzer Musiker spaßeshalber die Hosen zweier Kollegen aus. Einer von ihnen erschien am nächsten Morgen zum Frühstück mit einer Hose, die ihm gerade mal bis zum Knie reichte, dafür aber dessen Strümpfe zum Vorschein brachte. Der andere Unglücksrabe hatte seine Jacke zunächst zugeknöpft und als er sie öffnete war seine Hose knapp in Brusthöhe zu sehen. Der – nicht immer von allen verstandene – Humor der Musiker der Feuerwehrkapelle zeigte sich auch bei einem im Hochsommer absolvierten Auftritt. In ihrer kompletten Uniform liefen die Musiker bei erheblicher Hitze zum Auftrittsort, vor ihnen gingen drei Frauen.

 

Auf dem Weg entdeckten die Musiker ein Sterilisierglas-Gummi und schnell wurden die Männer sich einig heraus finden zu müssen, welche der Frauen ihren Strumpf verlieren würde. Als genau dies passierte, rief ein Musiker zur Freude seiner Kameraden: „Hallo, einer von euch ist das Zwetschgenglas aufgegangen“. Indes, die angesprochenen Frauen hüllten sich in Schweigen.

 

 

 

1979 unternahm der Musikverein Dingelsdorf gemeinsam mit dem Trachtenverein Edelweiß Konstanz einen Ausflug zum traditionsreichen Winzerfest in Lugano. Morgens fand eine Schifffahrt auf dem Luganer See statt, mittags war die Teilnahme des Musikvereins an einem Umzug geplant.

 

Als der Busfahrer die Musiker am Umzugsort absetzte, verlor einer der Musiker den damals sehr modernen, etwa vier bis fünf cm hohen Absatz seines Schuhs. Zwar konnte er den Busfahrer überreden, mit ihm die Schuhe zu tauschen, aber Freude kam dennoch nicht auf, hatte doch der Busfahrer wesentlich kleinere Füße als der Bassist des Musikvereins. Beim Umzug selbst konnten die Besucher nicht nur der Marschmusik lauschen, sondern auch die vielen mit Blumen, vorzugsweise mit wunderschönen Nelken geschmückten Umzugswagen bestaunen.

 

 

 

Am Abend suchten die jüngeren Musiker einen Nachtclub auf. Einer der Musiker überlegte etwas länger, ob ihm der Besuch  des Clubs das doch ordentlich hohe Eintrittsgeld wert sei. Just in dem Moment allerdings, in dem er endlich seinen Obulus entrichtet hatte, waren seine Kameraden vom Inhaber des Nachtclubs persönlich vor die Tür befördert worden: Mit Besuchern, die nach eingehendem Studium der Getränkekarte einen Whiskeysoda ohne Whiskey bestellen, so der Chef des Etablissements, ließe sich nicht gut Geld verdienen.

 

 

 

Danach kehrten die Musiker in ihr Hotel zurück, das direkt neben einer Metallbrücke lag. Sobald ein Zug auf dieser Metallbrücke fuhr entstand ein ohrenbetäubender Lärm, der an einen ruhigen Schlaf nicht denken ließ. Allerdings richtete sich der Ärger des  Hotelwirtes ausschließlich und allein gegen die lustig-lärmenden Musiker. Dies nicht nur weil einer der Musiker seinen Kollegen lautstark die Beichte abnahm, sondern weil man auch noch  beschlossen hatte, von einem Striplokal Getränke ins Hotel zu ordern. Nachdem sich der Wirt am Telefon hierauf nicht einlassen wollte und die munteren Anrufer mit der Auskunft beschied,  dass es nichts mehr zu trinken gäbe, telefonierten die Dingelsdorfer in regelmäßigen Abständen direkt mit dem Striplokal. Der Spaß dauerte so lange an, bis der Wirt des Striplokals im Hotel auftauchte und das Telefon, von dem aus die Anrufe erfolgt waren, mit sich nahm, um weitere Bestellanrufe im Keim zu ersticken.

 

 

 

1987 kamen die Musiker nach einer nicht ganz unproblematischen Anfahrt - der Busfahrer hatte sich verfahren und so befand man sich plötzlich im Manövergebiet „Kecker Spatz“ - in Geisenried im Bayrischen Wald an.

 

Am Abend begaben sich die jüngeren Musiker mit dem Busfahrer in die Diskothek vor Ort und zum Teil Zigarette rauchend auf die Tanzfläche. Als der DJ informierte, dass auf der Tanzfläche Rauchverbot herrsche und daraufhin alle Musiker diese  verließen, herrschte dort plötzlich gähnende Leere.

 


Dies galt auch für die Getränkevorräte der Gastwirtschaft, in der sich die älteren Musiker aufgehalten hatten. Am frühen Sonntagmorgen mussten sowohl der Bier- als auch der Weinhändler eigens für außertourige Getränkelieferungen angerufen werden, damit der sonntägliche Stammtisch stattfinden konnte.

 

Dieser Besuch der Dingelsdorfer im Bayrischen Wald blieb nicht ohne Folgen: Sechs Wochen später erhielt der Vorstand des Musikvereins den Anruf des Busunternehmers der mitteilte, der Konkurrenzwirt in Geisenried habe darum gebeten, auch ihn zu besuchen mit solch einer Gesellschaft, da er gerne einmal wieder „seinen Keller streichen“ wolle.

 

Vor der Rückfahrt am Sonntag wurde seitens der rechtschaffen müden Musiker – sie hatten in der Nacht teilweise noch auf den Betten getanzt und über den Dachfirst die Zimmer gewechselt - die örtliche Metzgerei „geplündert“, die extra für den Musikverein öffnete und jede Menge Speck und Wurst verkaufen konnte.

 

 

 

Zudem war der Musikverein bis jetzt dreimal in Wald am Arlberg, wobei der Besuch im Jahre 1991 im Rahmen eines Jugendlagers erfolgte. Dabei traten die Musiker als Überraschungsgäste beim Polterabend des dortigen Vorstandes auf und begleiteten einen Gottesdienst, den der Pfarrer wegen der modernen Stücke, welche die Dingelsdorfer spielten, als außergewöhnlich bezeichnete.

 

 

 

 

 

 

 

 

 

1998 war der Musikverein zum Musikfest in Wald am Arlberg eingeladen, wo direkt nach der Ankunft am Sonntagmorgen zunächst erneut ein Gottesdienst begleitet, dann die Teilnahme am Festumzug durch den Ort vonstatten ging und anschliessend im Festzelt gefeiert wurde. Bei einer ausgezeichnetern Stimmung dort bezog der Sprecher den  Musikverein in seine Ansagen mit ein und mit einem Festführer,  der Essen und Trinken bezahlte sowie einer hübschen Festdame obendrein fühlten sich die Musiker vom Bodensee recht wohl.

 

Kein Wunder also, wollten die Musiker sich dem Drängen des Busfahrers zum Aufbruch nicht fügen: Sie stiegen an der vorderen Bustür ein, an der hinteren wieder aus und verschwanden einer nach dem anderen wieder im Festzelt.

 

 

 

Der bislang letzte Aufenthalt erfolgte 2004 im Rahmen eines Musikfestes zum 50-jährigen Jubiläum des Musikvereins Wald am Arlberg. Diesmal war der Musikverein Dingelsdorf ein ganzes Wochenende in Wald am Arlberg und traf dort unter anderem den Musikverein Mimmenhausen, zu dem heute noch Kontakt gepflegt wird.

 

Die Musiker waren in privaten Unterkünften untergebracht, die  zum Teil relativ weit entfernt voneinander lagen. Dies war insofern problematisch, als der Musikverein seinen Busfahrer über das Wochenende nach Hause geschickt hatte. Allerdings nahmen die Mimmenhausener die Dingelsdorfer Musiker mehrmals in ihrem Bus mit. Am Freitagabend verließen zwei Musiker, die sich ein Zimmer teilten, zu unterschiedlichen Zeitpunkten das Fest. Der Musiker, der zuerst in der Unterkunft angekommen war, schlief bereits tief und fest, als sein Kollege einige Zeit später zurückkam. Er hörte deshalb dessen Klopfen nicht und guter Rat war teuer für den nächtlichen Spätheimkehrer. Dieser beschloss, sein Glück bei der Unterkunft seiner Schwester zu versuchen und stellte erleichtert fest, dass  das Zimmerfenster offen stand.

 

Er bat zwei vorbeikommende Mimmenhausener, ihm mit einer Räuberleiter das Erreichen des Fensters zu ermöglichen. Die beiden Kollegen sahen einander an, stellten keine unnötigen Fragen, sondern verschränkten die Hände und beförderten ihren Dingelsdorfer Kollegen hurtig nach oben. Dort angekommen beschied ihm eine verschlafene weibliche Stimme im Schein der Taschenlampe, das Zimmer der Schwester befände sich eine Tür weiter. Endlich angekommen, erhielt der Musiker dort die Erlaubnis im Gräble zu schlafen.

 

 

 

2003 fuhren die Musiker in die Pfalz, wo abends eine ausgelassene Stimmung herrschte. Viele Musiker versammelten sich zum Beispiel in einem Zimmer, das nur betreten wurde durfte, wenn als Erkennungszeichen ein Pflaster auf der Backe getragen wurde.  Gemeinsam wurde schließlich getanzt und aus einer Plastikwasserflasche eine Shisha gebaut. Leider fiel das Kunstwerk im Laufe des Abends um und hinterliess im Teppich ein größeres Brandloch.

 

 

 

2007 planten erstmals die jüngeren Musiker einen Ausflug, der nach Kufstein führte. Dort angekommen wurden am Freitagabend zunächst das Hotel, dann das Lokal, in dem das Kufsteinlied komponiert worden war und schließlich eine Diskothek aufgesucht. Der DJ hatte einige Kappen gesammelt, unter anderem eine Hühner- und eine Schweinskappe, welche  die Musiker ziemlich faszinierten. Sie baten im Laufe des Abends den DJ öfter darum, ihnen diese kurzzeitig auszuleihen. Als die Musiker die Disko verließen, trug einer der Musiker die Hühnerkappe immer noch auf dem Kopf.

 

Auf den Zimmern wurde nach dem Disbobesuch in Urinbechern Schnaps serviert, den ein Musiker von zu Hause mitgebracht hatte. Schließlich schlief - von den Anstrengungen erschöpft - einer der Musiker auf einem Stuhl sitzend ein, was seine Kollegen nicht davon ab hielt, ihn in die weitere Abendgestaltung mit einzubeziehen. Auf seinem Oberkörper wurde schließlich mittels eines Kajalstifts „Drei Gewinnt“ gespielt. Als er am nächsten Morgen zum Frühstück erschien, waren der Spielplan nebst Kreuzen und Punkten immer noch erkennbar.

 

 

 

Ein anderer Musiker wiederum hatte in sämtlichen Lokalen um einen Stempel für seinen alten Reisepass gebeten. Als er auf dem Rückweg zur Unterkunft diese nicht mehr finden konnte, bat er die Gendarmerie um Hilfe, wobei er sich durch seinen alten, abgelaufenen Reisepass auswies.

 

Am nächsten Abend sollte ein Alleinunterhalter für die Stimmung der Gäste in der Unterkunft sorgen. Da dies so gar nicht gelingen wollte, griffen die Dingelsdorfer Musiker ein, veranstalteten eine Polonaise und sangen lauthals die vorgetragenen Lieder wie zum Beispiel „Land Tirol“ mit  - ruckzuck sprang dadurch der Funke aud die anwesenden Gäste über.

 

 

 

2009 reiste der Musikverein nach Südtirol. Bei der Besichtigung einer Schnapsbrennerei stellte einer der Musiker fest, dass die „Königin der Schnäpse“ doch noch immer der Williams sei. Als logische Konsequenz nahm er dann jeden Morgen zum Frühstück eine „Königin der Schnäpse“ zu sich.

 

Auch an diesem Ausflug wurde der engagierte Alleinunterhalter Franz von Assisi tatkräftig durch die Musiker unterstützt, die lautstark mitsangen, eine Polonaise veranstalteten, eine Pfannenkönigin krönten und sehr zum Verdruss der Wirtin eine sechs Jahre alte Kerze entzündeten, die - wie die Musiker kurz darauf erfuhren – ausschließlich zu Dekorationszwecken dienen sollte.